Akupunktur – was ist der Punkt?
Anatomisch gesehen findet man Akupunkturpunkte oft an einer Öffnung in der oberflächlichen Körperfaszie, durch die ein Gefäss-Nerven-Bündel tritt. Dies ist in lockeres Bindegewebe eingehüllt. Aber auch in Muskelbäuchen oder Sehnenansätzen sind diese zu finden.
Durch das Setzen der Nadel wird eine Kaskade von chemischen Reizen freigesetzt, die bei Draemphael et. al. genauestens erklärt sind. Kurz gesagt: im Faszienkanal eines Gefäss-Nerven-Bündels führt jede Zug-, Druck- und Strömungsänderung zu einer mechano-elektrischen Transformation im Bereich des Grundsystems.
Wie komme ich auf den Punkt?
Es gibt folgende wichtige Informationen, die es zu beachten gilt: die Anamnese, das Gespräch mit dem Tier-Besitzer, der uns Alter, Rasse, Geschlecht, eventuell den Verwendungszweck des Tieres, die Probleme und allenfalls spezielle Verhaltensweisen oder Gemütssymptome schildert. Danach folgen Adspektion, allenfalls Palpation, eventuell olfaktorische Wahrnehmung. Danach werden die Shu-Mu-Punkte (Alarm- und Zustimmungspunkte) kontrolliert und Druckdolenzen notiert. Zungen- und Pulsdiagnostik helfen, den Zustand des Patienten besser einordnen zu können. All die Informationen helfen mir festzustellen, ob es sich um Wind, Kälte, Hitze, Feuerhitze, Fülle, Leere, Feuchtigkeit/Nässe, Trockenheit, Innen oder Aussen, handelt. Das wiederum hilft mir, die Punkte auszuwählen.
TCM ist mehr als Akupunktur
Die Akupunkur ist einer von fünf Pfeilern der TCM (Traditionellen Chinesischen Medizin), die sich seit Jahrtausenden entwickelt hat. Die anderen vier Pfeiler sind Diätetik, chinesische Kräuterheilkunde, Qi Gong und Massagen.
Der erste Pfeiler, die Diätetik, ist uns auch im Umgang mit Tieren gut bekannt. Gute Qualität und die korrekte Kombination von benötigten Nährstoffen sind für die Gesundheit essenziell. In der TCM werden sie noch weiter gegliedert: in Richtung (aufwärts, abwärts und auf- und abwärts), Geschmack (süss, süss/sauer, süss/salzig, süss/bitter sowie bitter. Auch die thermische Einteilung der Nahrungsmitte ist wichtig: warm, warm/feucht, neutral, heiss und kühl. Wenn ein Nahrungsmittel als heiss gilt, sollte es bei Hitze-Erkrankungen gemieden werden ist (zB Allergie) Auch der Einfluss auf die verschiedenen Meridiane ist definiert.
Die chinesische Kräuterheilkunde (Phytotherapie) besteht seit 2500 Jahren. Auch in Europa kennen wir Heilpflanzen, die überliefert worden sind, denken wir z.B. an Hildegard von Bingen, Paracelsus oder den Arzt und Apotheker Samuel Hahnemann, den Begründer der Homöopathie. Auch westliche Kräuter oder Homöopathie lassen sich mit Akupunktur bei Tieren gut kombinieren.
Definierte Bewegungen kombiniert mit einer spezielle Atemtechnik sind Teil der Energiearbeit, die versucht, das Qi zu bewegen – Qigong. Die Bewegungstherapie wird in Vitalenergie umgewandelt. Diesen Pfeiler können wir bei Tieren in dieser Form leider nicht nutzen.
Quelle: Arbeitsskripte der Akupunkturausbildung von Fr. Dr. Susanne Hauswirth
